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Start:  Kosanke-Siedlung
Ende: S-Bhf Nöldnerplatz

Länge:   4 km
Zu Fuß: 1,5 Stunden

Wasser und gründerzeitliches Idyll ergänzen sich in eindrucksvoller Weise zwischen Rummelsburger See und Victoriastadt. Hier wird angemessen und lebendig der Geschichte gedacht. In der Hauptstraße, auf dem Gelände des einstigen Kaiserlichen Arbeitshauses, wurde 2015 der Gedenkort Rummelsburg eingeweiht. Er erzählt die bewegende Geschichte dieses Orts, die 1879 mit dem preußischen Arbeitshaus beginnt, in dem Bettler und Obdachlose untergebracht waren. Zur NS-Zeit wurde das Haus zur „kommunalen Sammelanstalt“ umgewidmet, und zur DDR-Zeit befand sich hier das zentrale Männergefängnis, das überwiegend als Haftanstalt für politische Gefangene und Fluchthelfer aus dem Westen genutzt wurde. Nach der kurzen Inhaftierung Erich Honeckers 1990 endete die dunkle Phase dieses Ortes, der seinen einstigen Schrecken nicht verheimlicht, sondern thematisiert.

Mittlerweile ist die Rummelsburger Bucht so beliebt, dass sich neben den Knabenwaisenhäusern von 1859 zeitgemäße Architektur mit hohem Anspruch und großzügigem Ausblick etabliert hat. Die Atelierhäuser am Wasser, auch Artist Village genannt, sind markant gestaltet, abwechselnd in Weiß und Schwarz.

Der Uferweg gewährt einen faszinierenden Blick über die Bucht und lädt zum entspannten Spaziergang ein. Ein Teil des Wegs wurde 1998 in Paul-und-Paula-Ufer umbenannt. Das nördliche Ufer des Rummelsburger Sees diente im Jahr 1973 als Kulisse für den DEFA-Kultfilm „Die Legende von Paul und Paula“ – eine der schönsten modernen Liebesgeschichten. Unvergessen ist die Szene, in der Angelica Domröse und Winfried Glatzeder auf der Parkbank direkt am Ufer turteln. Diese Parkbank gibt es wirklich – sie lädt noch heute dort zu einer Pause ein. Jedoch ist es nicht mehr das Original. In das Holz der „Liebesbank“ verewigten zahlreiche Liebespaare ihre Initialien. 2006 ergriffen Anwohner:innen die Initiative, ersetzten die Latten aus Lärchenholz und verpassten ihnen einen neuen Anstrich. Wenn das keine Liebe ist!

Stadtmuseum Lichtenberg

Victoriastadt mit Schrotkugelturm

Ein Wahrzeichen der Victoriastadt ist der Schrotkugelturm. Das technische Denkmal wirkt auf den ersten Blick wie ein in die Zeile gründerzeitlicher Fassaden integriertes Gotteshaus, aber tatsächlich wurde hier Blei geschmolzen. Das flüssige Metall formte sich durch ein Sieb im freien Fall aus 40 Metern Höhe zu Perlen und kam, zu Munition gehärtet, in einem Abkühlbecken an. Ein anderer Turm erinnert an die jüngere deutsche Geschichte. Er gehört zur Erlöserkirche, in der sich in den letzten Jahren der DDR die Friedensbewegung traf.

Am nördlichen Eck der Stadthausstraße befindet sich im alten Rathaus das Stadtmuseum Lichtenberg. Die Geschichte des Bezirks wird hier in wechselnden Sonderausstellungen lebendig.

Den Mittelpunkt des Quartiers bildet der Tuchollaplatz, der schon damals als Marktplatz genutzt wurde und deshalb keine Grünflächen erhielt. In der Geusenstraße 16 lebte der Zeichner und Fotograf Heinrich Zille. „Pinselheinrich“, wie Zille später genannt wurde, dokumentierte das Leben in den Hinterhöfen des wilhelminischen Berlins mit spitzer Feder. Hier, im damaligen Vorort Boxhagen-­Rummelsburg, lebte er mit seiner Familie bis 1892.

Längst hat die Victoriastadt ihren ursprünglichen Charme zurückgewonnen. Das lebendige Viertel aus der Gründerzeit – auch Kaskelkiez genannt – ist ein beliebtes Wohngebiet im Nordwesten von Rummelsburg. In der dicht bebauten Pfarrstraße stehen die meisten der Gründerzeithäuser. Die Straße ist beispielhaft für die Pracht der typischen Berliner Stuckfassaden, für versteckte Remisen und Manufakturen in Hinterhöfen. Ihren Namen verdankt die Victoria­stadt natürlich – durch die engen Verbindungen zur Dynastie des Hauses Hannover – der britischen Queen.

 

Ab 1872 entstanden in der Victoriastadt Wohnunterkünfte für ­Arbeiter:innen der benachbarten Industriestandorte. Die Wohnungen wurden dringend gebraucht, denn Berlin wuchs rasant. Von den zwischen 1872 und 1875 geschaffenen Häusern sind heute noch sechs erhalten. Sie waren die weltweit ersten modularen Plattenbauten. Ein Schaukasten am Haus Türrschmidtstraße 17 dokumentiert die Bauart. Als Material verwendete man ein Gemisch aus Zement, Sand und Schlacke aus den nahen Fabriken. Dieser Beton wurde in Platten gegossen und festgestampft – ein revolutionär neuer Ansatz.

In der gegenüberliegenden Parkanlage bilden zwölf Hartungsche Säulen eine Kolonnade. Diese gusseisernen Pendelstützen, benannt nach dem in Berlin tätigen Architekten Hugo Hartung, erinnern an die Brückenbaukunst des 19. Jahrhunderts. Fast alle Eisenbahn­brücken Berlins wurden und werden zum Teil noch heute von solchen Säulen getragen.

Die Bahngeschichte prägt auch das verwunschene Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks Lichtenberg Ost hinter der Unterführung. Wo bis in die 1980er Jahre noch Dampflokomotiven für den Linieneinsatz betriebsbereit gehalten wurden, bestimmen heute Kunst, Design und Musik das Treiben. In den BLO-Ateliers fanden zahlreiche Künstler einen Ort, um in kreativer Atmosphäre arbeiten zu können. Es gibt Probenräume für junge Bands, ein Tonstudio und Kreativflächen für Start-ups. Die ehemalige Kantine wird für Versammlungen und Theatervorstellungen genutzt. Weil etwa 7.000 Quadratmeter des Areals naturnah gepflegt werden, haben auch Eidechsen und Fledermäuse hier ein sicheres Habitat.

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Die Pfarrstraße

Denkmalgeschützte Mietshäuser prägen die Pfarrstraße, die einst Schillerstraße hieß. Die abwechslungsreichen Stuckfassaden und alten, dekorativen Werbeschriftzüge auf den Häusern sind entdeckenswert. Wie am Kuhgraben wurden häufig die Remisen auf den Höfen erhalten. Noch vor der Wende begann die Sanierung der Gebäude. Die Arbeiten stoppten nach der Wende und Hausbesetzer:innen zogen ein.

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